Es fragen mich oft viele Leute, ob es denn auch möglich sei, Satelliten mit dem Teleskop zu sehen.
Meine Antwort darauf ist immer: "Wozu braucht man denn dafür ein Teleskop? Viele Satelliten kann man sehr leicht mit dem bloßen Auge beobachten!"
Viele Menschen reagieren darauf sehr ungläubig, bis sie selbst einmal bewusst den Überflug eines großen Satelliten beobachten.
Ein Beispiel hierfür ist die Internationale Raumstation, welche, wenn sie am Himmel vorüberzieht fast unübersehbar ist. Sie kann bei günstigen Überflügen mit großen Höhenwinkeln (Altitude) fast bis zu -4 mag hell werden. Das ist in etwa so hell, wie das Startlicht eines Verkehrsflugzeuges, das sich in ca. 20 – 30 km genau auf einen Beobachter zubewegt.
Daher verwechseln viele Leute oft einen Satelliten mit einem Flugzeug.
Um eine Verwechslung auszuschließen gibt es ein paar klare Regeln:
– Ein Flugzeug blinkt mit seinen Positionslichtern, während ein Satellit zumeist die Helligkeit konstant hält (bis auf Iridiumsatelliten, die sehr starke Helligkeitsausbrüche haben können und sehr schnell rotierende Satelliten).
– Ein Flugzeug leuchtet nur in seine Flugrichtung; Bewegt es sich vom Beobachter weg, wird es dunkler. Ein Satellit "leuchtet" in alle Richtungen.
– Ein Flugzeug produziert Lärm, ein Satellit hingegen ist leise.
– Ein Flugzeug kann Kurven fliegen und die Richtung somit verändern, ein Satellit kann das aufgrund seiner Gebundenheit an den Orbit nicht. Somit bewegt er sich immer mit einem gleichmäßig erscheinenden Bogen über den Himmel. Ist der Satellit horizontnah, bewegt er sich scheinbar langsamer, als wenn er sich in großer Winkelhöhe über den Beobachter hinwegbewegt.
Und nun genug von der grauen Theorie, jetzt kommen Bilder!
Diese Strichspuraufnahme verdeutlicht die Helligkeit der Internationalen Raumstation ISS im Vergleich zu den Sternen.
Der Strich, den die ISS scheinbar auf diesem Bild zeichnet, entsteht durch ihre Bewegung über den Himmel, während die Kamera starr auf die Sterne gerichtet ist und mehrere Sekunden lang belichtet.
Diese Fotocollage zeigt die Winkelveränderungen, die Annäherung und die anschließende Entfernung der ISS relativ zum Beobachter. Die blauen Pfeile zeigen den zeitlichen Verlauf der Bilderfolge an, die hier wie ein umgekehrtes "S" angeordnet ist.
Hier ist die ISS (oben) und das Space Shuttle Atlantis (unten) während der Mission STS-122 kurz vor dem Andocken zu sehen.
Das Shuttle wendet uns die Haupttriebwerke und die Heckfinne zu (schwarzer Schatten im unteren Bereich des Shuttles)
Dieses Bild entstand ca. 90 Minuten später am selben Tag. Die ISS und das Shuttle hatten inzwischen die Erde einmal umrundet und das Docking-Manöver so gut wie abgeschlossen. Das Space Shuttle befindet sich nun fest verbunden mit dem Modul "Harmony" im linken Bereich der ISS. Der helle Bereich, der mit schwarzen Schattierungen unterbrochen wird ist die habitale Zone der ISS, sprich die Wohn- und Arbeitsmodule.
Die Orientierung des Shuttles lässt uns auf die schwarzen Hitzeschutzkacheln schauen.
Hier ist ein Größenvergleich zwischen der ISS und dem Automated Transfer Vehicle Jules Verne zu begutachten.
Das Automated Transfer Vehicle (ATV) ist ein europäischer Frachttransporter, der 7,6 Tonnen Ladung transportieren und völlig automatisch an die ISS andocken kann.
Mit "Jules Verne" (Start am 9. März 2008 an Bord einer Ariane 5 Trägerrakete) wurde zum ersten Mal ein ATV getestet; und seine Funktion war tadellos!
Es war sehr lange und sehr gut beobachtbar, als es nur wenige Sekunden entfernt hinter der ISS hinterherflog.
Am 3. April 2008 wurde das ATV dann wieder in die Erdatmosphäre zurückgeholt und verglühte planmäßig.
Das nächste ATV namens "Johannes Kepler" wird voraussichtlich nächste Woche Dienstag (15. Februar 2011) starten.
Dazu findet eine sehr interessante Veranstaltung in der Centralstation in Darmstadt statt.
Diese beiden Bilder verdeutlichen auch wieder die unterschiedlichen Ansichtswinkel während eines Überfluges.
Die große und die vier kleinen Strukturen, die im unteren Bild so silberfarben-weiß erscheinen sind Radiatoren. Diese Radiatoren dienen wie die Lamellen eines Kühlschranks zum Wärmeaustausch, um die Station also zu kühlen.
Zu guter Letzt noch ein aktuelleres Bild der ISS, auf dem man ausnamsweise einmal alle acht Solarelemente erkennen kann. Es ist meistens der Fall, dass ein oder zwei Solarpanele nicht so eingestellt sind, dass sie das Licht nicht auf den Beobachtungspunkt des Betrachters reflektieren. Somit sind sie nicht zu sehen. Teilweise schaut man aber auch einfach nur auf die dünne Kante der Solarsegel.
Alle Bilder sind an einem 200/1000 mm Newtonteleskop durch eine Canon EOS 350d entstanden.
Ich werde wohl demnächst mal ein Tutorial dafür schreiben…
Eine gute Internetseite, auf der man sich Beobachtungsmöglichkeiten diverser Satelliten ausrechnen lassen kann, ist übrigens Heaven-Above.
Kevin Gräff
Der Beitrag Bilder der Internationalen Raumstation ISS erschien zuerst auf Pictures of the sky.